01./02.06.2007 Horizontale rund um Jena 

Ein Bericht über die 22. Thüringer Langstreckenwanderung links und rechts des „Mittleren Saaletals“ über 100km !

Mit dem guten Vorsatz mind. 60km zu laufen (nachdem ich beim Rennsteiglauf über 36,6 km mir eingestehen musste, dass 100 km eventuell kein realistisches Ziel sind) startete ich am 01.06. um 18:41 Uhr gemeinsam mit meinem Kollegen Andre und dessen Freundin Daniela am Stadion in Jena.

Die ersten 21 km bis zur Versorgungsstelle in Wogau kamen wir recht gut voran. Nach einer kleinen Stärkung und Auffüllung der Getränkeflaschen machten wir uns wieder auf den Weg. Zunächst verliefen wir uns etwas im Ort, da wir den ersten Wegweiser übersehen hatten. Wieder auf dem richtigen Weg ging es auch gleich 150 hm bis auf 370 hm nahezu senkrecht nach oben, um dann wenige km später wieder bis auf 120 hm hinabzusteigen. Nach einem kurzen Stück durch Jena ging es dann bei km 30 bereits dass 3. mal steil bergauf. Dann folgte ein schier endlos erscheinender Weg im Wald durch die Nacht bis zur Papiermühle.  Mit der Hirnbirn auf dem Kopf, über Wurzeln stolpernd, immer auf der Suche nach dem nächsten Wegweiser stellte ich mir immer wieder die Frage, was ich hier eigentlich tue, und warum dieser Lauf „Horizontale" und nicht „Vertikale" oder „Jenaer Berglauf" heißt. Gegen 4:30 Uhr erreichten wir nach 43km die 2. Versorgungsstelle Papiermühle. Hier verabschiedete sich Daniela und die Versuchung, ebenfalls aufzugeben war sehr groß. Mit einer inneren Ansprache, dass 60km mein Ziel sind, lief ich weiter. Die nächsten 10,5 km bis Ammerbach kam ich auch recht gut voran. Ab nun begann es zu regnen. Darüber war ich nicht traurig, so konnte ich wenigsten vor mir rechtfertigen, dass ich schon seit 53 km zusätzlich zum übrigen Gepäck (2l Trinken, Bananen, Äpfel, Schokolade, Brötchen, lange Unterhose, Windjacke, Traubenzucker, Pflaster, Taschenlampe...) auch noch eine Regenjacke mit mir schleppte. In Ammerbach verabschiedete ich mich von Andre, da ich mit seinem Tempo nicht mehr mithalten konnte. Die letzen 12 km bis zum 3. Versorgungspunkt Wanderheim Leutra schleppte mich nur noch der Wille voran. Die Schmerzen in Oberschenkeln und Schultern waren mittlerweile unerträglich. Obwohl ich mit max. 3kmh vorwärts schlich, überholte ich sogar noch einige Läufer. Als ich die Streckenkontrolle nach ca. 14,5 Std. schwankend erreichte bei km 65 mitteilte und mitteilte, dass mein Weg hier zu Ende ist, hätte ich beinahe losgeheult.

 

Die Horizontale ist für mich eine absolute Herausforderung an Körper und Psyche. Und für diejenigen ,die Jena bisher wie ich nur als Stadt kannten, ist dieser Lauf eine landschaftliche Überraschung.

Zukünftig würde ich mir jedoch eine verbesserte Versorgung wünschen. Um zur Versorgung immer in einen Ort hinabzusteigen, um dann anschließend den Berg wieder hinauf zu gehen brachte mich zu Verzweiflung. Der Abstand von jeweils 22/23 km zwischen den einzelnen Versorgungsstellen sind bezüglich des Gepäcks nicht gerade hilfreich und habe ich  bisher auch bei anderen Läufen mit Wanderstrecken so noch nicht erlebt. Auch wollte mein Körper nach 10 Stunden keine kalten Getränke mehr aufnehmen. Für einen warmen Tee oder eine warme leichte Suppe hätte ich alles gegeben.

Nancy Claus

 

 

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